Der Artikel wurde für die Mitteldeutsche Zeitung verfasst.
Der Verband Deutscher Sporttaucher e.V. (VDST), mit über 81.000 organisierten Tauchsportlern in 17 Landestauchsportverbänden und knapp 900 Vereinen in Deutschland, hat eine sogenannte „Sauerstoffoffensive“ im Jahr 2022 ins Leben gerufen. Innerhalb der „Sauerstoffoffensive“ soll die Nutzung von Notfall-Sauerstoffsystemen als probates Mittel bei Tauchzwischen- und -unfällen forciert werden. Unter diesem Motto hat der Landestauchsportverband Sachsen-Anhalt e.V. unter Organisation des ortsansässigen Tauchsportclubs Eisleben e.V. einen Praxisworkshop zur „Medizin Praxis“ organisiert. Gerade bei Zwischenfällen im Tauchsport ist Sauerstoff in hoher Konzentration enorm wichtig und das erste Mittel der Wahl.
Interessant ist, dass die meisten Tauchgänge im Sporttauchen nicht, wie fälschlicherweise angenommen mit Sauerstoff absolviert werden, sondern mit Pressluft, also komprimierter Umgebungsluft mit einem Anteil von ca. 21% Sauerstoff. Mit reinem Sauerstoff ist das Tauchen nur bis in eine maximalen Tiefe von 6 Metern möglich. Beim Atmen unter Wasser aus Tauchgeräten nehmen die Sportler vermehrt Stickstoff in den Körper auf, der beim Auftauchen auch eine gewisse Zeit zum Entsättigen benötigt. Daraus ergeben sich oft in Abhängigkeit vom geplanten Tauchgang notwendige Auftauchpausen, sogenannte Dekompressionspausen. Hält man diese nicht oder nur unzureichend ein, kann es zu körperlichen Schäden durch eben diese unterlassene Dekompression kommen. Diese sind auch im Allgemeinen als „Taucherkrankheit“ bekannt. Durch den frühzeitigen Einsatz von hochdosiertem Sauerstoff direkt nach dem Zwischen- oder Unfall können Folgen erheblich abgeschwächt werden.
Insgesamt 23 Teilnehmende aus ganz Sachsen-Anhalt waren am 25. Februar 2023 in den Räumlichkeiten des SSV Eisleben im Wiesenweg für die Weiterbildung „Medizin Praxis“ zusammengekommen. Das Auditorium bestehend aus erfahrenen Tauchenden bis hin zu langjährig tätigen Tauchlehrerinnen und – lehrern. Diese erwarteten die beiden Referenten Dr. Daniel Krone, Taucherarzt und Facharzt der Tauchunfallhotline des VDST, und Alexander Kilian, Tauchlehrer und Vertreter der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. (DLRG) ab 10 Uhr. Neben der Vermittlung der aktuellen Regularien und Prozeduren für die Erste Hilfe bei Tauchzwischen und -unfällen, wurde auch der frühzeitige Einsatz von aktuellen Notfall-Sauerstoffsystemen besprochen. Natürlich kam neben der Theorie auch die Praxis im Workshop nicht zu kurz. Der gesamte Rettungsprozess wurde vom Unfallhergang über die Verfahrensweise der bestmöglichen Betreuung unter Einsatz von automatischen externen Defibrillatoren, Herz-Lungen-Wiederbelebung und dem Einsatz von Sauerstoff als Medikament bis hin zur Übergabe an die übernehmende Rettungsorganisation geübt und näher beleuchtet. Zum Workshopende konnten die Teilnehmenden mit frischem Rettungswissen in die Heimat aufbrechen und können nun das aktualisierte Wissen im Bedarfsfall anwenden oder den Tauchschülern vermitteln.